schon genial: Der Frauenfußball wird weltweit immer beliebter. Welche Faktoren tragen Ihrer Meinung nach dazu bei, dass sich das Interesse an Frauenfußball in den letzten Jahren so stark gesteigert hat?
Benjamin Stolte: Ein entscheidender Punkt ist sicherlich die verstärkte Unterstützung durch große Fußballvereine, die traditionell im Männerfußball aktiv sind. Vereine wie Real Madrid, Bayern München, PSG und andere haben ihre Frauenmannschaften aufgebaut und auf ihren etablierten Plattformen beworben. Dadurch erreichen sie eine breite Zuschauerschaft und erzeugen eine enorme Reichweite. Ein beeindruckendes Beispiel hierfür war das Spiel zwischen Wacker Innsbruck und Real Madrid, das live auf Real Madrid TV übertragen wurde und von mehr als 10 Millionen Menschen gesehen wurde. Dies zeigt, welches Potenzial in der Verbindung von großen Vereinen und dem Frauenfußball steckt.
schon genial: Wie sieht der Entwicklungsprozess aus, um talentierte Spielerinnen für die Frauenmannschaft des LASK zu finden? Welche Qualitäten und Eigenschaften suchen Sie besonders?
Benjamin Stolte: Wir legen großen Wert auf die Identifizierung von Spielerinnen, die nicht nur sportlich talentiert sind, sondern auch menschlich die richtigen Eigenschaften und Qualitäten mitbringen, um Teil unseres Teams zu werden. Um Talente zu finden, nutzen wir ein umfassendes Scouting-System. Unsere Talententwicklung beginnt bei speziellen Sichtungstrainings, bei denen wir die technischen, taktischen, mentalen und athletischen Fähigkeiten der Spielerinnen bewerten. Unsere Akademietrainer sind stets aktiv in der Sichtung von vielversprechenden Spielerinnen und wir sind auch in regionalen und überregionalen Wettbewerben präsent, um nach Talenten Ausschau zu halten.
schon genial: Welche Rolle spielen Nachwuchsprogramme und Jugendakademien bei der Identifizierung und Entwicklung von Fußballtalenten in Österreich?
Walter Weiss: Jugendakademien – so wie unsere LASK Akademie – spielen eine sehr große Rolle. Die Mädchenfußball-Abteilung der LASK Akademie OÖ bietet jungen Spielerinnen die Gelegenheit, in Oberösterreich Fußball auf professionellem Niveau zu betreiben, während sie gleichzeitig ihre schulische Bildung an einer Partnerschule abschließen können. Unsere Akademie hat das Ziel, Mädchen in ihrer sportlichen, schulischen und persönlichen Entwicklung bestmöglich zu unterstützen.
schon genial: Wie fördern Sie die Motivation der Spielerinnen in Ihrem Team, insbesondere in schwierigen Phasen oder während intensiver Trainingsperioden?
Benjamin Stolte: Im Fußball ist es wichtig zu verstehen, dass er aus Momentaufnahmen besteht. Die Leistungen können von Spiel zu Spiel schwanken, ähnlich wie Aktienkurse. Jedoch der Weg selbst ist das Ziel, und wir erinnern uns immer wieder daran, dass Niederlagen wichtige Lerneffekte darstellen, die uns auf unserem Entwicklungspfad voranbringen. In herausfordernden Phasen versuchen wir, die Motivation unserer Spielerinnen hochzuhalten, indem wir Trainingseinheiten mit Spaßspielen kombinieren, die den Spielerinnen Freude vermittelt, weil Freude am Spiel ist die beste Motivation.
schon genial: Welche Bedeutung hat die Förderung von Frauen im Fußball für die gesamte Sportkultur des LASK und für die Region?
Benjamin Stolte: Die Förderung von Frauen im Fußball hat für den LASK und die gesamte Sportkultur der Region eine immense Bedeutung. Sie zeigt, dass wir als Verein bereit sind, "out oft he box" zu denken und Frauen im Fußball in den Fokus zu rücken. Gleichberechtigung ist ein zentraler Wert, und warum sollte eine Frau nicht dieselben technischen Fähigkeiten wie ein Mann auf dem Platz haben können? Oberösterreich ist mit einigen sehr gut aufgestellten Mannschaften im Frauenfußball vertreten. Lokale Derbys, besonders wenn uns heuer der Aufstieg gelingt, können zu regelmäßigen Zuschauermagneten werden und haben das Potenzial, sehr viele Zuseher ins Stadion zu locken.
schon genial: Wie sehen Sie die Zukunft des Frauenfußballs beim LASK und in Österreich insgesamt?
Benjamin Stolte: Unser Ziel ist es, die klare Nummer eins in Oberösterreich zu werden und unsere Präsenz in der Region weiter zu stärken. In ganz Österreich haben wir die Möglichkeit, den Frauenfußball voranzutreiben, insbesondere durch die Steigerung der Stadionbesucherzahlen und eine bessere Vermarktung. Österreich hat sich als Ausbildungsland für Fußballtalente etabliert, und viele österreichische Spielerinnen haben bereits den Weg in die deutsche Bundesliga gefunden.
schon genial: Welche Ratschläge haben Sie für junge Mädchen, die davon träumen, Fußballprofi zu werden und vielleicht einmal Teil der Frauenmannschaft des LASK zu sein?
Benjamin Stolte: Mein Rat ist, sich die Möglichkeiten anzusehen, die der LASK bietet. Talent ist zweifellos wichtig, aber reicht allein nicht aus. Der Weg zum Profifußball erfordert immense Entschlossenheit und den Willen, auf viele Dinge zu verzichten. Es bedeutet oft den Verzicht auf Zeit mit Freunden und Freizeitaktivitäten. Ein entscheidender Faktor, der oft über Erfolg und Misserfolg entscheidet, ist das richtige "Mindset". Für Profifußballerinnen ist der Fußball das Zentrum ihres Lebens, und sie müssen bereit sein, sich voll und ganz diesem Ziel zu verschreiben. Es ist nicht einfach, aber es ist notwendig.
Wir von schon genial finden die LASK Frauen schon genial!