#schongenial: Herzlichen Dank für den Termin. Frau Sauer, könnten Sie uns zum Einstieg einen kurzen Einblick in Ihren Werdegang geben?
Maria Sauer: Ja, sehr gern. Ich wurde 1967 im Waldviertel, in Waidhofen/Thaya, als Bauerntochter geboren. Nach der Volksschule in Thaya und dem Gymnasium Waidhofen/Thaya habe ich an der Höheren Bundeslehranstalt für Fremdenverkehr in Krems meine Matura absolviert. Danach habe ich in Saisonjobs in Hotels im In- und Ausland gearbeitet und eine Ausbildung zur diplomierten Animateurin abgeschlossen. Ich habe als Fachlehrerin an der HLF Krems gearbeitet und war mit 23 Jahren bereits Hoteldirektorin in Kirchberg in Tirol. Anschließend bin ich der Liebe wegen nach Wels in Oberösterreich gezogen. Ich habe einige berufliche Stationen durchlaufen, darunter Marketingpositionen bei Brauunion Österreich AG, CC Pfeiffer, Unimarkt und CNH St. Valentin. Bevor ich 2021 zur Geschäftsführerin der Krebshilfe Oberösterreich bestellt wurde, war ich Bauernbunddirektorin in Oberösterreich.
#schongenial: Was hat Sie motiviert, sich bei der Krebshilfe zu engagieren?
Maria Sauer: Ich wollte mein Know-how, meine Erfahrung und mein Netzwerk einsetzen, um Menschen in einer schweren Lebenskrise zu unterstützen. Als meine Familie und ich selbst mit einer Krebserkrankung konfrontiert wurden, haben wir erlebt, wie wichtig Unterstützung in dieser Situation ist. Das hat mich besonders sensibilisiert und motiviert, mich für die Krebshilfe zu bewerben. Dass mir dann die Leitung dieser wichtigen Einrichtung anvertraut wurde, hat mich sehr gefreut.
#schongenial: Welche Momente in Ihrer Arbeit haben Sie besonders berührt?
Maria Sauer: Bei so einem herausfordernden Thema und den vielen Schicksalen, die wir betreuen, erleben wir trotzdem jeden Tag Lichtblicke – vor allem, wenn wir Menschen direkt helfen können. Das von Herzen kommende „Danke“ bereichert uns sehr. Allerdings ist es auch immer wieder eine Herausforderung, wenn wir uns von Betroffenen verabschieden müssen. Gerade in den letzten Monaten sind einige sehr junge Patienten verstorben. Die Begleitung der Familien in dieser Zeit zeigt uns, wie wichtig unsere Arbeit für die Angehörigen ist. Besonders am Herzen liegen mir auch die Vorträge an Schulen, mit denen wir Kinder und Jugendliche für ihre eigene Gesundheitskompetenz sensibilisieren wollen. Vor kurzem hat mich eine Lehrerin einer Sonderschule kontaktiert, weil ihre Schüler uns ebenfalls unterstützen wollen. Sie planen eine Charity-Veranstaltung, und wir werden dort auch das Thema Vorsorge einbringen.
#schongenial: Was ist Ihnen bei Ihrer Arbeit für die Krebshilfe besonders wichtig?
Maria Sauer: Das mag vielleicht kapitalistisch klingen, aber eine meiner Hauptaufgaben ist es, die Finanzierung unserer Hilfsangebote sicherzustellen. Als gemeinnütziger Verein sind wir vollständig auf Spenden angewiesen. Wir können nur helfen, wenn wir uns das Helfen auch leisten können. Wir haben ein kleines festangestelltes Team, und viele Beratungen werden von freiberuflichen Kolleginnen und Kollegen durchgeführt. Insgesamt bieten wir 4.500 Beratungsstunden an und finanzieren viele Vorsorgeprojekte und Aktivitäten – all das muss bezahlt werden. Wir wollen niemanden, der Hilfe braucht, abweisen müssen, weil uns das Geld fehlt. Spenden, Charity-Veranstaltungen und weitere Aktivitäten sind daher essenziell, um krebskranke Menschen und ihre Angehörigen außerhalb des medizinischen Settings, unterstützen zu können.
#schongenial: Bei diesem fordernden Aufgabengebiet, sind Sie sicher auch mit Rückschlägen konfrontiert, wie gehen Sie damit um, wie motivieren Sie sich?
Maria Sauer: Ich bin jemand, der nicht in Problemen denkt, sondern sofort nach Lösungen sucht. Das ist einfach meine Art. Vielleicht kann man es so zusammenfassen: „Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weitergehen.“
#schongenial: Wie leben Sie persönlich Achtsamkeit, Anerkennung, Respekt und Wertschätzung im Alltag, und welche Rolle spielen diese Werte in Ihrem Leben?
Maria Sauer: In meinem Elternhaus galt immer die goldene Regel, die mich bis heute begleitet: „Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem anderen zu.“ Das versuche ich in all meinen Begegnungen umzusetzen. Für mich ist nicht der Status oder die Position eines Menschen wichtig, sondern was er oder sie in den eigenen Möglichkeiten leistet und wie er oder sie mit anderen umgeht. Achtsamkeit zeigt sich in kleinen Gesten: ein Lächeln und ein „Danke“ an der Supermarktkasse, jemanden über die Straße lassen, oder ein Lob an unsere engagierten Mitarbeiter:innen. Es ist aber auch das Akzeptieren anderer Meinungen und Ansichten. Natürlich freue auch ich mich über Anerkennung, sowohl privat als auch beruflich. Zu Hause bemühe ich mich sehr, eine liebevolle Beziehung zu pflegen und aufmerksam zu sein. Daher schätze ich Initiativen wie #schongenial sehr, weil ich fest daran glaube, dass mehr Respekt, Wertschätzung, Eigenverantwortung und weniger Egoismus eine bessere Grundstimmung in der Gesellschaft schaffen würden. Mein Beitrag ist es, diese Werte so gut es geht zu leben – frei nach dem Motto: „Wenn jeder vor seiner eigenen Haustür kehrt, gibt es keine schmutzigen Straßen.“
#schongenial: Vielen Dank für das offene und inspirierende Gespräch.