Karin Reiter-Prinz
Mag. Dr. Karin Reiter-Prinz, Geschäftsführerin pro mente Reha | Foto: pro mente Reha
Sport & Gesundheit

Wertschätzung – ein integraler Bestandteil unseres Arbeitsalltags

Rehabilitation, Gesundheitseinrichtungen, Wertschätzung

#schongenial im Gespräch mit Frau Dr. Karin Reiter-Prinz, Geschäftsführerin der pro mente Reha GmbH, eine Einrichtung, die auf die Rehabilitation bei psychischen Erkrankungen spezialisiert ist.

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#schongenial: Sie sind seit Februar 2020 gemeinsam mit Herrn Mag. Zeininger Geschäftsführerin der pro mente Reha GmbH, einem Unternehmen, das an sechs Standorten in Österreich Gesundheitseinrichtungen unterhält und rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Sie sind ausgebildete Lehrerin und haben berufsbegleitend ein Sozial- und Wirtschaftswissenschaftsstudium absolviert, das Sie mit dem Doktorat abgeschlossen haben. Sie haben in einem Interview einmal davon gesprochen, dass Gesellschafts- und Sozialpolitik Ihre berufliche „Heimat“ ist. Wie haben Sie diesen Weg für sich erkannt?

Karin Reiter-Prinz: Ein bedeutender Wegbereiter war – und ist nach wie vor – sicherlich mein „Doktorvater“ Univ.-Prof. Dr. Josef Weidenholzer von der Johannes-Kepler-Universität Linz. In seinen Seminaren erhielten wir Student*innen nicht nur wertvolle Informationen und Impulse zur Gesellschafts- und Sozialpolitik in unserem Land und darüber hinaus, sondern wurden auch im Hinblick auf die unterschiedlichen Aspekte unserer Gesellschaft sensibilisiert. Gesellschafts- und Sozialpolitik hat nichts mit Sozialromantik oder gar Parteipolitik zu tun – eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Unterschieden, den verschiedenen Situationen und Bedürfnissen der Menschen ist notwendig, um eine friedliche Koexistenz zu ermöglichen. Dazu braucht Sozial- und Gesellschaftspolitik einen Kanon aus mehreren Disziplinen und Fachrichtungen.

#schongenial: Wenn man den Medien aufmerksam folgt, nehmen die psychischen Belastungen insgesamt zu. Ein Beschleuniger für diese Entwicklung war sicher die Corona Pandemie, die insbesondere bei der Jugend nicht spurlos vorübergegangen ist. Sie haben Ihre Aufgabe als Geschäftsführerin unmittelbar vor Ausbruch der Pandemie übernommen. Wie haben Sie die letzten vier Jahre erlebt? Wie stellt sich die Situation in Ihren Häusern heute dar?

Karin Reiter-Prinz: Ja, das war tatsächlich eine sehr herausfordernde Situation. Unsere Häuser wurden am 16. März 2020 geschlossen und wir mussten unsere Patient*innen entlassen, und zwar in geordnetem Rahmen: Jede Patientin und jeder Patient besprach gemeinsam mit unseren Kolleg*innen vor Ort die individuellen Rahmenbedingungen und plante die vorzeitige Heimkehr unter Berücksichtigung aller Unwägbarkeiten. Anschließend konnten auch wir Kurzarbeitsbeihilfe in Anspruch nehmen, was wesentlich zum Erhalt aller Arbeitsplätze beigetragen hat.

Nach der Wiedereröffnung zweieinhalb Monate später erlebten wir – wie weltweit auch – viele Verunsicherungen und das Arbeiten mit unseren Patient*innen war nicht immer leicht.

Heute, 2024 und vier Jahre später, hat sich die Lage weitestgehend normalisiert und wir können mit Fug und Recht behaupten, dass wir gemeinsam als Team der 350 Kolleg*innen diese Zeit trotz der Schwierigkeiten ausgezeichnet gemeistert haben. Vielfach hat uns das noch mehr zusammengeschweißt und auch Dinge aufgezeigt, die wir vielleicht im „Normalbetrieb“ gar nicht gesehen hätten.

Zusammenfassend und rückblickend kann man sagen, dass wir als Organisation gut durch die Krise gekommen sind, was nicht zuletzt auf das Engagement und den guten Fokus sowie auf die Solidarität innerhalb der Kollegenschaft zurückzuführen ist. Und das finde ich als „Chefin“ schon genial!

#schongenial: Wie sieht eigentlich die Altersstruktur der Patientinnen und Patienten aus. Kam es nach der Pandemie zu Verschiebungen?

Karin Reiter-Prinz: Unsere Patient*innen sind generell nicht sehr jung – wir sehen die meisten Menschen in der Alterskategorie zwischen 35 und 50 Jahren. Im Jahr 2022 nahmen überdurchschnittlich viele junge Erwachsene (zwischen 18 und 30 Jahren) eine psychiatrische Rehabilitation in Anspruch, was wir auch auf die Covid-Pandemie zurückführen. Allerdings zeigt sich, dass die Zeit, in der wir leben, Menschen tendenziell fordert, Schritt zu halten.

#schongenial: Sie haben sich in einem Interview einmal als „Lobbyistin“ bezeichnet, um mit Aufklärung Vorurteilen bei psychischen Erkrankungen entgegenzuwirken. Welche Maßnahmen setzen Sie dabei? Wie können Ihre Bemühungen von Außenstehenden, von Menschen, die nicht unmittelbar im Gesundheitsbereich tätig sind, unterstützt werden?

Karin Reiter-Prinz: Zum einen sind wir davon überzeugt, dass Wissen und Informationen zu psychischen Erkrankungen, aber auch zu psychischer Gesundheit helfen, Vorurteile abzubauen. Dies spiegelt sich in unserer Öffentlichkeitsarbeit wider, wenn wir auf unseren Social-Media-Kanälen, in (Fach-)Zeitschriften und Magazinen über die Psyche berichten. Derzeit posten wir Tipps rund um den Erhalt der psychischen Gesundheit, mit dem Thema „10 Schritte für psychische Gesundheit“.

Zum anderen sehen wir uns als Expert*innen, wenn es um die Psyche geht. Gemeinsam mit der pro-mente-Familie (das sind 26 Vereine und Gesellschaften in Österreich, die sich mit psychischer Gesundheit beschäftigen, zusammengeschlossen im Dachverband pro mente Austria – www.promenteaustria.at), haben wir derzeit eine Kampagne entwickelt, die die psychische Gesundheit in den Fokus der politischen Akteure rückt. Informationen dazu gibt’s unter Unsere Kampagne – pro mente Austria.

An dieser Stelle möchte ich auch das vom Fonds Gesundes Österreich und der ÖGK unterstützte Projekt „Erste Hilfe für die Seele“ erwähnen. Dieses Seminar mit 12 Stunden richtet sich an alle Menschen, die mehr über psychische Gesundheit und Erkrankungen wissen möchten und vor allem, wie man Erste Hilfe für die Seele leisten kann: www.erstehilfefuerdieseele.at. Auch im unternehmerischen Kontext ist das Seminar schon angekommen: Viele Unternehmen (z.B. Ikea und Stiegl) haben bereits Ersthelfer*innen für die Seele, die im Fall der Fälle wissen, was zu tun ist.

#schongenial: Prävention, Behandlung und Rehabilitation sind die inhaltlichen Schwerpunkte von pro mente Reha. Welche Rolle kommt dabei dem Thema Wertschätzung zu? Wie wird diese in Ihren Häusern innerhalb der Belegschaft aber auch zu den Patientinnen und Patienten gelebt? Wie fördern Sie eine Kultur der Wertschätzung unter den Mitarbeitenden in Ihren Reha- Einrichtungen, und welche Maßnahmen ergreift das Management, um diese Kultur zu unterstützen?

Karin Reiter-Prinz: Als Menschen und als soziale Wesen sind wir auf Reaktionen unseres Gegenübers angewiesen – nicht nur um unser eigenes Tun zu reflektieren, sondern auch um Bestätigung und dadurch Anerkennung und „ein gutes Gefühl“ zu bekommen. Wer kennt nicht die Freude, wenn wir gelobt werden? Gegenseitige Wertschätzung ist also ein Schlüssel zur psychischen Gesundheit. Wenn wir einander ehrlich wertschätzen und dies auch zum Ausdruck bringen, so können wir unserem Gegenüber und uns selbst immens viel Gutes tun.

Aus diesen Gründen sind unsere Kolleg*innen im Umgang mit unseren Patient*innen quasi darauf spezialisiert, Wertschätzung entgegenzubringen. Wir wissen um die äußerst positive Macht der Wertschätzung! Und Wertschätzung ist keine Einbahnstraße – wer andere wertschätzt, wird Wertschätzung erfahren.

In unserer täglichen Arbeit merken wir, dass Wertschätzung zwar eine Haltung und Einstellung, jedoch erlern- und trainierbar ist. Legen wir den Fokus auf das Positive, seien wir aufmerksam und lernen wir, die schönen Dinge zu sehen – das ist bei weitem nicht naiv!

Wertschätzung kann man nicht verordnen – wie so vieles, soll auch Wertschätzung durch die Unternehmensführung vorgelebt und zur Chefsache erhoben werden. Bei meinen regelmäßigen Besuchen der Standorte komme ich mit den Kolleg*innen ins Gespräch, erfahre mehr über ihren Arbeitsalltag, über Dinge, die Sorgen bereiten, aber auch über jene Situationen, die Freude machen. Wenn die Grundhaltung stimmt, so braucht man keinen Leitfaden oder gute Tipps, wie man wertschätzt – die Wertschätzung drückt sich in den alltäglichen Begegnungen und Aktivitäten aus.

Und dennoch habe ich einen Tipp: Sprechen Sie Ihre Wertschätzung ehrlich aus! Loben Sie aufrichtig! Und staunen Sie über die Reaktion 😊

#schongenial: Wie gehen Sie persönlich damit um, wenn Mitarbeiter:Innen das Gefühl haben, nicht ausreichend wertgeschätzt zu werden? Gibt es Mechanismen zur Förderung des Dialogs zu diesem Thema?  Wie stellen Sie sicher, dass Wertschätzung nicht nur von der Führungsebene kommt, sondern auch innerhalb der Teams und unter den Mitarbeitenden gelebt wird?

Karin Reiter-Prinz: Um sicherzustellen, dass sich Mitarbeiter*innen wertgeschätzt fühlen, ist es wichtig, aktiv zuzuhören und auf ihre Bedenken einzugehen. Wenn jemand das Gefühl hat, nicht ausreichend wertgeschätzt zu werden, nehme ich mir Zeit für ein persönliches Gespräch, um die Ursachen zu verstehen und gemeinsam Lösungen zu finden.

Als Unternehmen, das mit dem Gütesiegel für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ausgezeichnet ist, legen wir ein Hauptaugenmerk auf die physische und psychische Gesundheit unserer Mitarbeiter*innen. Dieser BGF-Prozess lebt von gegenseitiger Wertschätzung des Engagements aller Kolleg*innen. Dazu gehören auch regelmäßige anonyme Mitarbeiterbefragungen, aufgrund derer wir sensibel und frühzeitig reagieren können.

Um Wertschätzung auf allen Ebenen zu fördern, ermutige ich zu einer Kultur der Anerkennung, in der sich Teammitglieder gegenseitig loben und unterstützen. Dies erfolgt durch regelmäßige Teammeetings, in denen Erfolge hervorgehoben werden. Wertschätzung ist nicht nur Thema im Team. So wird z.B. in den jährlich stattfindenden, strukturierten Mitarbeitergesprächen zwischen der jeweiligen Führungskraft und der/dem Mitarbeiter*in unter anderem besprochen, was im vergangenen Jahr gut gelungen ist.

So ist Wertschätzung zu einem integralen Bestandteil unseres Arbeitsalltags geworden.

#schongenial: Wir sagen herzlichen Dank für dieses inspirierende Gespräch, aber auch für die Partnerschaft der pro mente Reha GmbH mit #schongenial – der weltweit ersten Initiative unternehmensübergreifender sozialer Verantwortung für eine positive Grundstimmung.

Schön, dass es so viel Positives gibt. Danke:
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