Vortragender Paul Kaufmann bei schongenial Event
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Wertschätzung und Achtsamkeit: Schlüssel zu Resilienz und Wohlbefinden

Sonnenpark Neusiedlersee, pro mente Reha, psychosoziale Gesundheit, Dr. Paul Kaufmann

#schongenial im Gespräch mit Prim. Dr. Paul Kaufman, ärztlicher Leiter des pro mente Reha Zentrums für psychosoziale Gesundheit “Sonnenpark Neusiedlersee”.

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#schongenial: Wie wichtig ist Wertschätzung aus psychologischer Sicht für das allgemeine Wohlbefinden eines Menschen?

Paul Kaufmann: Wichtig erscheint mir zu unterstreichen, dass Wertschätzung wesentlich mehr als eine soziale Höflichkeit darstellt. Echte, bewusste Wertschätzung – und ich betone dabei das Wort „bewusst“ – ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis. Ohne Wertschätzung können Menschen Gefühle von Unsicherheit, Isolation und Minderwertigkeit entwickeln, während regelmäßige Wertschätzung das Fundament für ein erfülltes und gesundes Leben bildet.

#schongenial: Sie haben in einem Ihrer Vorträge mal davon gesprochen, dass Achtsamkeit eine Kulturtechnik ist und dass Achtsamkeit trainierbar ist. Haben Sie den Eindruck, dass wir als Gesellschaft im Hinblick auf Achtsamkeit Trainingsbedarf haben?

Paul Kaufmann: Ja, die Fülle der Eindrücke, Stichwort Informationsflut, nimmt permanent zu. Die Aufmerksamkeitsspanne hingegen hat in den letzten Jahren stark abgenommen. Und wenn wir von Wertschätzung sprechen, muss uns auch bewusst sein, dass man nur etwas schätzen kann, was man wahrgenommen hat. Das heißt, wenn wir wissen, dass Wertschätzung für eine gelingende Gesellschaft wichtig ist, dann müssen wir uns auch damit beschäftigen, wie man zu dieser Wertschätzung gelangt. Der Einstieg auf diesem Weg ist Achtsamkeit.

#schongenial: Welche Effekte hat bewusst gezeigte Wertschätzung auf das Selbstwertgefühl und die mentale Gesundheit eines Einzelnen?

Paul Kaufmann: Da lassen sich mehrere Aspekte nennen. Wertschätzung stärkt und fördert das Selbstwertgefühl, verbessert die Beziehungsfähigkeit und stärkt die sozialen Bindungen. Allein diese Aspekte tragen dazu bei, eine höhere Resilienz gegenüber Stress und Rückschlägen aufzubauen. Studien zeigen, dass Wertschätzung und Dankbarkeit mit einer Verringerung von Stresshormonen wie Cortisol einhergehen. Menschen, die sich geschätzt fühlen, leiden seltener unter Depressionen, Angstzuständen und Burnout. Wertschätzung hat auch einen erheblichen Einfluss auf die Motivation und Lebenszufriedenheit.
Wertschätzung ist ein Grundpfeiler gesunder Beziehungen. Indem wir andere wertschätzen, fördern wir Vertrauen, Nähe und gegenseitige Unterstützung. Das Gefühl, von anderen geschätzt zu werden, reduziert soziale Isolation und stärkt das Gemeinschaftsgefühl – etwas, das wir heute dringender denn je benötigen.

#schongenial: Gibt es messbare Unterschiede im Verhalten oder im psychischen und physischen Wohlbefinden von Menschen, die regelmäßig Wertschätzung erfahren, im Vergleich zu denen, die das nicht tun?

Paul Kaufmann: Ja, es gibt messbare Unterschiede im Verhalten sowie im psychischen und physischen Wohlbefinden zwischen Menschen, die regelmäßig Wertschätzung erfahren, und solchen, die dies nicht tun. Studien in den Bereichen Psychologie, Neurowissenschaften und Gesundheitswissenschaften haben gezeigt, dass Wertschätzung tiefgreifende Auswirkungen auf das Wohlbefinden hat.

Hier sind einige spezifische Unterschiede:

  • Psychisches Wohlbefinden: Menschen, die Wertschätzung erfahren, zeigen ein höheres Selbstwertgefühl und emotionales Wohlbefinden. Sie haben eine geringere Wahrscheinlichkeit, an Depressionen oder Angststörungen zu leiden, erleben ein höheres Maß an Lebenszufriedenheit und Optimismus und entwickeln eine stärkere Resilienz gegenüber Stress und traumatischen Erfahrungen.
  • Verhalten: Menschen, die Wertschätzung erfahren, zeigen prosoziales Verhalten, z. B. mehr Hilfsbereitschaft und Empathie. Sie arbeiten effizienter und engagierter, besonders in beruflichen oder sozialen Kontexten, und entwickeln engere soziale Bindungen und langfristige Beziehungen.
  • Physisches Wohlbefinden: Menschen, die Wertschätzung erfahren, haben niedrigere Stresshormonspiegel (z. B. Cortisol) und eine bessere Herz-Kreislauf-Gesundheit. Sie erleben eine gesteigerte Immunfunktion, erholen sich schneller von Krankheiten, schlafen besser und leiden seltener an stressbedingten Beschwerden wie Migräne oder Magenproblemen.

Studien zeigen, dass Wertschätzung im Gehirn Bereiche wie den präfrontalen Kortex und das Belohnungszentrum aktiviert, was zu einer Ausschüttung von Dopamin und Oxytocin führt. Bei Menschen, die wenig Wertschätzung erfahren, sind diese Bereiche weniger aktiv, was mit höherem Stress und negativem Denken korreliert.
Menschen, die regelmäßig Wertschätzung erfahren, profitieren psychisch, physisch und sozial. Sie sind widerstandsfähiger, gesünder und glücklicher. Im Gegensatz dazu erleben Menschen ohne Wertschätzung oft Stress, Isolation und gesundheitliche Probleme. Diese Unterschiede sind nicht nur spürbar, sondern auch wissenschaftlich belegbar.

#schongenial: Welche Auswirkungen hat Wertschätzung auf das soziale Miteinander und die Dynamik in Gemeinschaften oder Gruppen?

Paul Kaufmann: Ich habe es schon angesprochen: Wertschätzung hat weitreichende positive Auswirkungen auf das soziale Miteinander und die Dynamik in Gemeinschaften oder Gruppen. Sie stärkt nicht nur individuelle Beziehungen, sondern trägt auch dazu bei, dass Gruppen effizienter, harmonischer und resilienter agieren.
Wertschätzung stärkt das Gemeinschaftsgefühl und fördert den Zusammenhalt, denn Wertschätzung schafft das Gefühl der Zugehörigkeit und Verbundenheit. Menschen, die sich wertgeschätzt fühlen, kommunizieren offener und ohne Angst vor Zurückweisung.

#schongenial: pro mente Reha ist Partner von #schongenial, der Initiative, die Positives sichtbar und bewusst macht. Was gefällt Ihnen persönlich an der Initiative?

Paul Kaufmann: Da wir alle eine ausgeprägte Negativitätstendenz haben (man siehe nur den Erfolg von „bad news“ – schlechten Nachrichten in den Medien), ist es besonders bedeutsam, den Blick aufs Gelingende zu setzen, um dieses Gelingende nicht zu übersehen und damit einen realistischen Ausgleich zu schaffen.
Das gezielte Sichtbarmachen von „Gelingen“ – also von positiven Entwicklungen, Erfolgen oder Fortschritten – hat zahlreiche Vorteile, die sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene spürbar sind. Dieser Ansatz fördert nicht nur Motivation und Wohlbefinden, sondern stärkt auch Beziehungen und schafft eine Kultur des Wachstums und der Anerkennung.

Dieser Beitrag fördert die Sustainable Development Goals (SDG): Schön, dass es so viel Positives gibt. Danke:
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